kunstunterricht
Lebendiger, kreativer Ansatz in der Waldorfpädagogik durchdringt alle Bereiche und Klassenstufen. Künstlerische, freie Gestaltung des Unterrichts ist die höchste Priorität jeden Lehrers an der Waldorfschule. Idealerweise sollten die Schüler in jeder Klassenstufe und in jedem Unterricht, sei es Sprache, Mathematik, Physik oder Geschichte in den lebendigen, kreativen Strom eintauchen.
„Die Kunst, sowohl als bildende wie als dichterisch-musikalische, wird von der kindlichen Natur verlangt… man sollte als Pädagoge die Kunst so lieben, dass man ihr Erleben den werdenden Menschen nicht entbehren lassen will… Der Verstand wird erst an der Kunst zum wahren Leben erweckt… Durch den Verstand wird die Natur nur begriffen; durch die künstlerische Empfindung wird sie erst erlebt… Aller Unterricht und alle Erziehung sollen ein Ganzes sein. Erkenntnis, Lebensbildung, Übung in praktischer Geschicklichkeit sollen in das Bedürfnis nach Kunst einmünden.“ ( R. Steiner, aus der Skizze eines Vortrages für die „Künstlerisch-pädagogische Tagung der Waldorfschule“, März 1923, GA 36).
R. Steiner legte einen großen Wert darauf, dass die Künste – Musik, Eurhythmie, Rezitation, Theater, bildende Kunst- von Anfang an die Schüler auch als Fachbereiche intensiv begleiten. Das ist im Lehrplan der Waldorfschule fest verankert.
Kunstunterricht an der Unter- und Mittelstufe
Die Aufgabe des Kunstunterrichts an der Unter- und Mittelstufe besteht daran die Schüler durch die praktische, aktive Auseinandersetzung mit den Materialien in die Tätigkeit zu bringen und dadurch ihre Wille zu stärken und ihre eigenen seelischen Erlebnisse der Farb- und Formgestaltung zu ermöglichen.
Das Schöne und das Wahre werden durch die Kunst erlebt und tragen unmittelbar zu der Ausgestaltung der eigenen Gefühlswelt der Kinder bei.
In der Unterstufe wird das Malen, Zeichnen, Plastizieren in der Regel in die Hand des Klassenlehrers gelegt.
Von Anfang an wird es da mit den Aquarellfarben in der „Nass in Nass“ Technik gemalt. Angefangen mit den klaren Farbklängen der Grundfarben (Gelb, Rot, Blau) lernen die Erstklässler nach und nach auch die Mischfarben kennen. Die kleinen Farbgeschichten helfen den Schülern das Gefühl für die verschiedenen Farbqualitäten zu entwickeln.
In den nächsten Klassenstufen geht die Entwicklung von dem Erleben der unterschiedlichen Farbqualitäten zu der allmählichen Konkretisierung der Formen in den Pflanzen- und Tier- Gestalten.
In der Mittelstufe werden die Maltechniken verfeinert. Dabei werden farbige Landschaften und Landkarten gemalt.
Die Entwicklung der zeichnerisch-plastischen Fähigkeiten wird an die Epocheninhalte der jeweiligen Klassenstufe angelehnt. Z. B. im Formenzeichnen, durch die Gestaltung der eigenen Epochenhefte mit den thematischen Illustrationen oder durch die plastischen Übungen mit Wachs oder Ton, angefangen mit den ersten Buchstabenformen in der 1. Klasse bis zu den differenzierten Tiergestalten in der 4. Klasse.
Mit dem Eintritt in die Pubertät verändert sich das ästhetische Empfinden der Jugendlichen. Ab der 6. Klasse kommt das verstärkte Erlebnis des Hell-Dunkels dazu. Dabei lernen die Schüler die ersten Gesetzmäßigkeiten des Licht-Schattens Zeichnen und der Zentralperspektive kennen. Zusätzlich können auch die ersten Erfahrungen mit den Drucktechniken (Holz-, Linol- Schnitt, Monotypie) gemacht werden.
Kunstunterricht an der Oberstufe
Die großen Ideale wie das Schöne und das Wahre werden auch in der Oberstufe zu den Leitmotiven des Kunstunterrichtes. Zu der Aufgabe des Unterrichts wird es nicht nur die Interesse und das Verständnis für die Kunst zu wecken, sondern auch die Entwicklung der seelischen Fähigkeiten der jungen Menschen zu unterstützen.
Der Kunstunterricht zu Beginn der Oberstufe ist eine Antwort auf die leiblich-seelischen Entwicklungsschritte und Umbrüche dieses Lebensalters. Das Seelenleben der Jugendlichen wird innerlicher, persönlicher. Es werden starke Gefühle, Wünsche und Leidenschaften erlebt. Die Kunst soll dabei helfen in diese neue, zunächst chaotische Gefühlswelt eine Art Harmonie und Ordnung hinein zu bringen und sich mit dieser Welt kreativ auseinanderzusetzen.
Das Streben der jungen Menschen nach hohen Idealen und edlen Zielen kann durch die Beschäftigung mit den großen Kunstwerken unterstützt werden.
Der Kunstunterricht an der Oberstufe besteht aus zwei, sich ergänzenden Teilen: Theorie und Praxis.
Theoretisches Teil beinhaltet den Kunstgeschichtlichen Epochenunterricht.
Praktisches Teil beinhaltet Malen, Zeichen, Plastisches Gestalten und vielleicht in der Zukunft Fotografie und Film.
Die regelmäßigen Exkursionen in die Museen und aktuelle Ausstellungen und die Kunstfahrten gehören zu dem Programm selbstverständlich dazu.
Kunstgeschichte
Der Kunstgeschichtliche Unterricht ist im Kanon der Hauptunterrichtsepochen verankert.
Die Betrachtung der verschiedenen Kunstwerke, Kunstepochen und Biographien der Künstler sollten den Schülern einen Überblick über die Entwicklungsschritte in der Kunst und im Bewusstsein des Menschen geben.
In der 9. Klasse beschäftigen wir uns mit der Entwicklung der menschlichen Gestalt in der Kunst der Steinzeit, des alten Ägyptens und der Antike.
In der 10. Klasse steht die europäische Malerei vom Anfang unserer Zeitrechnung über die Renaissance zu dem Barock im Mittelpunkt.
In der 11. Klasse werden die Kunstentwicklungen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart zum Gegenstand der Betrachtung.
In der 12. Klasse werden verschiedenen Aspekte der Architekturentwicklung von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart betrachtet.
Bei allen Inhalten der Epochen ist der Mensch, seine Wahrnehmung und seine Auseinandersetzung mit der Welt im Mittelpunkt unseren Betrachtungen.
In der 13. Klasse ist die Vorbereitung du der staatlichen Abiturprüfung im Vordergrund.
Praktischer Kunstunterricht
Praktischer Kunstunterricht wird in unserer Schule auch in Epochen gegeben. Diese Epochen sind innerhalb des Handwerklich-künstlerischen Unterrichts (HAWEKÜ) verankert. Die Epochen dauern in der Regel 5-6 Wochen und werden in kleinen Gruppen (1/3 der Klasse) unterrichtet.
Zeichnen, Graphik
Zeichnen und die Einführung in die graphischen Techniken wird in den Klassen 9 und10 untererrichtet.
Zu den Inhalten der Epochen gehört die Auseinandersetzung mit den Hell-Dunkel Kontrasten, mit der Perspektive und den Lichtverhältnissen im Raum, mit den Proportionen der Gegenstände, der menschlichen Figur und des Gesichts. Später kommt der Gegensatz zwischen der Außen- und Innen- Welt des Menschen dazu. Grundkenntnisse der graphischen Gestaltung wie Umgang mit Linien, Flächen, Rhythmen und Kontrasten wird vermittelt. Auch verschiedene Materialien wie Kohle, Kreiden, Stifte, Tusche werden ausprobiert. Mit den Drucktechniken wie Linol-, Holz- Druck, Radierungen oder Monotypie wird in den Projekttagen experimentiert.
In der Zukunft im Rahmen des neuen Medienkonzepts kann dieses Angebot durch die Beschäftigung mit der Schwarz-weiß Fotografie (analog und/oder digital) ergänzt werden.
Malerei
Nach einer längeren Pause wird ab der 11. Klasse wieder der Umgang mit der Farbe und Malerei praktisch gepflegt. Die Farbwelt ist mit den seelischen Erlebnissen des Menschen eng verbunden. So werden die Landschaftsstimmungen in verschiedenen Maltechniken geübt. Dabei wird mit impressionistischen, abstrakten, expressiven Malarten experimentiert.
Es werden Aquarell-, Guasch-, Acryl-, Eitempera- und Öl- Farben ausprobiert. Auch mit verschiedenen Collage- und Misch- Techniken wird experimentiert.
Diese experimentellen Maltechniken spielen in der 12. Klasse eine wesentliche Rolle. Dabei bekommt die Auseinandersetzung mit dem Charakter und dem Temperament des Menschen, seinem Standpunkt in der Welt eine wesentliche Rolle. Die Aspekte der eigenen Persönlichkeit, ihrer Innenwelt, ihrer Verhältnisse zu den Freunden, Ihrer Wirkung auf die Umgebung, der Umweltproblematik werden bearbeitet.
Diese Themen rücken durch die längere Beschäftigung mit der künstlerischen Jahresarbeit der 12. Klasse noch mehr in Vordergrund. Während dieser Arbeit bestimmen die Schüler das Thema und die Technik ihrer Arbeit selbst. Oft werden die aktuellen Themen, die die Schüler bewegen, genommen und sowohl gegenständlich wie auch ungegenständlich malerisch und zeichnerisch bearbeitet. Sie dürfen alle erlernten Techniken und Materialien anwenden, die sie in den letzten Schuljahren kennengelernt und ausprobiert haben oder eine neue Technik erlernen. Dabei zählt besonders die Interesse und die Eigeninitiative der Schüler mit.
In der Zukunft im Rahmen des neuen Medienkonzepts kann dieses Angebot durch die Beschäftigung mit der Fotografie, Animation oder Videokunst ergänzt werden.
Künstlerische Jahresarbeit der 12. Klasse
Die Künstlerische Jahresarbeit ist sowohl ein Teil des gesamten Waldorfabschlusses der 12. Klasse wie auch ein Teil der FHR
Abschlussprüfung
Das Ziel dieser Arbeit besteht in der ersten Linie daran um den jungen Menschen den Raum zu der eigenen künstlerischen Gestaltung zu geben. Dabei können sie das Erlebte und das Erlernte in einem selbständigen künstlerischen Projekt verarbeiten.
Diese individuelle Arbeit mit allen Höhen und Tiefen des Entstehens eines Kunstwerks wird neben der Theater- und Eurythmie- Aufführung als ein Höhepunkt des Abschlussjahres erlebt.
Die Schüler können zwischen den drei Bereichen frei wählen:
- Plastisches Gestalten.
- Textiles Gestalten
- Bildnerisches Gestalten/Kunst.
Die entstandenen Jahresarbeiten werden der Schulgemeinschaft vorgestellt. Oft gibt es auch eine anschließende Ausstellung in der städtischen Sparkasse um die Werke auch dem breiteren Publikum sichtbar zu machen.